Unsere Testfahrt nach Norwegen ab 18.02.2020 Diese Testfahrt ist durchgeführt worden, um festzustellen, welche Schwachpunkte unser Auto und auch wir haben, bevor wir im Februar 2021 mit einem 1303er Käfer, Bj. 1973, nach Norwegen zum Nordkap fahren. Am 18. Februar 2020 war es soweit. Mitten in der Nacht um 00:30 Uhr bepackten wir unseren Käfer und machten uns auf die Fahrt in Richtung Norden. Nun ist es endlich soweit. Alles gepackt, nur noch einsteigen und los. Wir haben den Tacho unseres 1303 fotografiert mit der Frage, wo ist der Fehler. Die Antwort: Die Tachonadel - zumindest die Spitze - zeigte uns, dass sie ihre Mitarbeit gekündigt hatte. Der Tankanzeiger hatte bereits im Vorfeld nicht mehr mit uns spielen wollen und zeigte den Tankinhalt nur noch sporadisch an. Es war lästig, aber man konnte den Schnittverbrauch anhand des Kilometerzählers schätzen. Der sich aber nach weiteren Kilometern zu den zwei Aussteigern gesellte. Nachdem wir fast blind unsere Reise fortsetzten, war unser hauptsächliches Problem, ob wir es pünktlich bis zur Fähre schaffen. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 85 km/h ist alles gut. Nun stand fest, schneller als die Brummis ist ein Muss, rasen war angesagt. Nachdem wir in Flensburg kräftig nachgetankt hatten, rasten wir durch Dänemark und erreichten unser Ziel noch 15 Minuten vor dem errechneten Termin. Nach einer gewissen Standzeit sprang das Gefährt schlecht an und wehrte sich, die Fähre zu befahren. Wir redeten uns ein, dass es von der zügigen Reise gekommen ist und der Motor zu heiß geworden ist. Nach einer rauen Überfahrt rollten diese Räder das erste Mal auf norwegischem Boden. Da wir mit der Geschwindigkeit und dem Schätzen des Verbrauchs gut zurechtkamen, erhielten wir einen weiteren Schwierigkeitsgrad. Beim ersten Tanken in Norwegen verloren wir unseren Tankverschluss. Nachdem wir bemerkten, dass das zögerliche Fahrverhalten unseres Käfers wohl doch eine andere Ursache hatte, mussten wir feststellen, dass in den nächsten 40 Kilometern keine Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Nach zwei Stunden Schwitzen war alles okay, weil es der Käfer trotz der Aussetzer bis zum Etappenziel schaffte. Das war ein abgehalfterter Campingplatz, der eigentlich nur im Sommer auf hatte. Aber der Betreiber machte eine Ausnahme und überließ uns eine Hütte mit dem Worten: „Seht euch nicht so genau um, ich muss erst wieder zur Saison anfangen, alles zu renovieren“. In der Unterkunft konnte mit Holz geheizt werden und mit dem Taschenmesser an den Holzscheiten herumgeschabt werden, um Anmachholz zu bekommen und dann die Hütte kräftig einheizen. Das hatte zur Folge, dass ich alle drei Stunden aufstehen musste um nachzulegen, sonst ist die Hütte kalt. Nach einer kurzen Nachtruhe und einem spartanischen Behelfsfrühstück freute ich mich erst einmal ob des Anblickes, es war bei Ankunft dunkel. Dreckige Finger mussten wir uns machen nach der gestrigen Analyse, weil die Motorleistung unterirdisch war und der Verbrauch zu hoch. Auch mit verlorenem Tankdeckel. Nachdem der Verteiler und der Vergaser zerlegt und gereinigt waren, sprang der Motor langsam an. Dann machten wir halt eben noch eine Inspektion mit Kontakte/Zündzeitpunkt einstellen. Auto gepackt und mit Verspätung los. Es fiel uns auf, dass wir die Strecke von der Länge her falsch eingeschätzt haben, dank Google fanden wir eine verlockende Abkürzung. Wir kündeten unsere etwas verspätete Ankunft unserem Campingwirt an. Die Abkürzung zog sich wie Kaugummi. Also anrufen und unsere Ankunft abermals um zwei Stunden verschieben. Etwa 80 Kilometer vor dem Ziel verhinderte eine Schneewand versehen mit Schildern in ausländischen Lettern die Weiterfahrt. Hier ist es zu Ende, ab hier nur noch mit Fluglizenz. Schade, dass wir keine Fotos von uns gemacht haben. So verdutzt und dumm dreinschauende über 60-jährige gibt es wohl kein zweites Mal. Da wir Männer der Tat sind, wurde die verschmähte Landkarte gezückt und erstmal Bestandsaufnahme zelebriert. Die allgemeine Frage: Wo sind wir überhaupt? Für unsere Verhältnisse waren wir uns eigentlich relativ schnell einig; so in unter einer halben Stunde geht schon mal nichts. Voller Zweifel wehren wir uns gegen die Erkenntnis, dass es keine schnelle Lösung gibt. Geschockt über den Umstand, dass aus eigentlich nur noch 86 Kilometern nun rund 300 Kilometer wurden und dass um 19:30 Uhr nachts in Norwegen auf Nebenstraßen und über drei Pässe, die hoffentlich auch geräumt waren, der Weg lang werden würde, machten wir uns auf den Weg. Um 20:30 Uhr übergab Uwe aus Erschöpfung das Steuer. Nun durfte Bob die Vorzüge von Dunkelheit und vereisten Straßen genießen. Trotz aller Widerstände schaffte er es, uns um 01:15 Uhr an der Zielhütte abzusetzen. Zügig das Auto ausgeräumt, und um 02:30 Uhr etwas verspätet Mittagessen. Mit nicht ganz soviel Schlaf, ca. viereinhalb Stunden, starten wir mit voller Zuversicht und der Hoffnung, dass der heutige Tag gut wird. Der erste heiß gebrühte Kaffee, das erste ausgiebige Frühstück, und der Tag ist dein Freund... ...bis der Campingwirt uns fragt, was wir heute so alles vor haben. Nachdem wir ihm überschwenglich unser Vorhaben schilderten, bat er uns, noch einmal in sein Büro herein zu schauen, bevor wir uns auf den Weg machen. Nach dem köstlichen Mahl wurden die mitgebrachten Räder montiert. Zuhause hatten die doch gepasst, warum jetzt nicht. Stimmt, bei der Anprobe war der Wagen leer, keine Werkzeuge, keine Ersatzteile, keine 15 Liter Reservebenzin. Und auch die 260 Kilos haben wir nicht berücksichtigt, die wir beide mitbrachten. Also Brechstangenmethode und mit einem Holzklotz und einer langen Metallstange die Kotflügel hinten erweitert. Der nächste Nackenschlag ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem wir dem doch mittlerweile etwas schmunzelnden Campingwirt unser Vorhaben ausgebreitet hatten, kam ein ganz gemeines Wort über seine Lippen: Gesperrt! Paralysiert sammeln wir uns, dann bleibt uns nur noch die Hadanger Vidda, bis er auch dazu den Kopf schüttelte und uns auch dieser Hoffnung beraubte. Nun blieb uns nur noch ca. 37 Kilometer zur Hadanger Vidda bis zur Sperrung und wieder 37 Kilometer zurück zu fahren. Die gesamte Fahrt von rund 3000 Kilometern für 75 Kilometer Teststrecke. Das Käferchen hatte sich super geschlagen und sich als nordkaptourtauglich erwiesen. Am Abend sinnierten wir über die Rückfahrt nach Kristiansand. So ca. 405 Kilometer, die vor uns liegen. Mit diesem Gefühl gingen wir schlafen. Am nächsten Morgen nach einem ausgewogenen Frühstück, das der Campingwirt uns brachte, und an dem draußen Sonnenschein herrschte, waren die Zweifel schnell verflogen. Also Dachgepäckträger aufgeschnallt, Räder drauf und das Fahrzeug ist fast fertig beladen. Da die Sonne schien und wir unserem Zeitplan eine halbe Stunde voraus waren, waren wir wieder besser drauf. Bei blauem Himmel und Sonne starten wir unsere vermeintlich letzte Etappe auf norwegischem Boden. Bei Tageslicht und starken Schneeverwehungen fiel uns auf, dass wir wohl doch über drei Bergpässe gefahren sein müssen bei der Hinfahrt. Ab jetzt weiß ich, warum die Norweger an Trolle glauben. So nachts draußen im Dunkeln um 23:00 Uhr und weiße Landstraßen kam uns die Gegend schon seltsam vor. Wir kamen gut voran, wenn der Käfer uns nicht im Stich lässt, wird es sicherlich eine gute Etappe; weit gefehlt. Nachdem wir während der Fahrt einen kaum vernehmbaren Piepton wahrnahmen, machte ich Bob kurz darauf aufmerksam. Er stellte fest, dass es sein Handy mit einer SMS war mit dem Text der Color Line ("Ihre verlässliche Reederei"), dass unsere Fahrt morgen um 07:30 Uhr gecancelt wurde, aber auch alle weiteren Fahrten an diesem Tag. Die haben uns auf den darauffolgenden Tag um 07:30 Uhr umgebucht. Nun hatten wir zwangsweise ausreichend Zeit und konnten die Strecke möglichst locker angehen. Nach einer halben Stunde ging der Käfer plötzlich aus, und wir standen ohne einen Tropfen Sprit im Tank da. Weil wir die Geländereifen bei der Rückfahrt drauf gelassen haben, war der Spritverbrauch erheblich gestiegen, und nun musste Bob bei eisendpeitschendem Wind den Reservekanister aus dem Kofferraum holen und nachtanken. Natürlich fiel das Kopfkissen bei geöffneter Haube gleich auf die nasse Straße. Kissen eingesammelt, den Kanister verstaut und schon hatte die Straße uns wieder. An diesem Tag hatte die Straße uns verdammt lange wieder. Nach unendlichen Stunden verkündete uns das Navi: "Sie haben Ihr Ziel erreicht." Komisch, das Einzige was weit und breit zu sehen war, waren Stallungen. Laut Internet sollte dort ein Sportzentrum stehen. Da wir in guter Tradition für unsere Etappe wieder zu langsam waren, hatte man uns den Schlüssel vor Ort hinterlegt. Nachdem wir die Stallungen zum dritten Mal umrundet hatten, entschlossen wir uns, es nochmal bei der angegebenen Telefonnummer zu versuchen. Zum Glück meldete sich ein wahrhaftiger Mensch und keine mechanisch regenerierte Stimme. Sie erklärte, dass es sich um ein Reitsportzentrum handelt. Super, in Stallungen schlafen. Ich wusste schon, dass es keine Luxusreise würde, aber im Pferdestall? Bob meinte trotzdem: Gut, dass wir ohne Frühstück gebucht haben. Es wäre garantiert Heu mit einem Eimer Wasser geworden. Eine zweite Nacht hätten selbst Maria und Josef nicht durchgehalten. Somit buchten wir sofort für den kommenden Tag ein Hotel in Kristiansand. Mit dieser Sicherheit ertränkten wir unsere Situation mit einer Flasche Whiskey. Ausblick aus dem Pferdestallfenster Am kommenden Morgen verließen wir die Stallungen ohne große Wehmut und verbrachten den unnötigen und zusätzlichen Tag im nahen Kristiansand. Mit geschätzten 5 Stunden bummeln und ab 16:00 Uhr auf unserem Zimmer herum gammeln. Wir hatten die Hoffnung, dass wir nun keine Störungen mehr haben und friedlich bis morgens zur Abfahrt ausruhen können. In dem Bett von 140cm mal 2 m mit dem wenig Platz raubenden Uwe war das Zimmer mit ca. 16 m² inklusive Bad schon verdammt kuschelig. Punkt 24:00 Uhr Feueralarm. Scheiße! So schnell war ich noch nie aus dem Bett! Es war nur eine Störung an der Rohrleitung. Trotz dieser Schlafstörung konnte ich ab 03:30 Uhr nicht mehr auf dem gemütlichen Wellblechbett schlafen und setzte mich auf den harten Plastikstuhl. Es war eigentlich nicht so schlecht. Schließlich war ich somit vor dem Wecker vor 06:10 Uhr wach. Vom Timing her hatten wir alle Zeit der Welt, alles ruhig angehen zu lassen. Nachteil: bis zum Aufbruch gab es nichts, kein Hafer, kein Heu und keinen Eimer Wasser, da die Küche noch zu hatte. Im Hafen trafen wir noch eine Truppe junger Holländer, die mit ihren selbst zusammen gebastelten Kisten wahrscheinlich vom Norden zurück kamen. Auf der Autobahn müssten wir öfter nachtanken, da wir die groben Reifen drauf gelassen hatten. Auf der Rückfahrt durch Dänemark und Norddeutschland machten wir keine Pause und tankten nur einmal mit dem Kanister nach und hielten an einer Tankstelle zum Nachtanken. Laut unserer Kalkulation und den nicht ganz funktionierenden Messinstrumenten müssten wir die Fahrt eigentlich bis nach Hause schaffen. Bob merkte an, dass er auf gar keinen Fall Lust hat, nachts um 03:00 Uhr mit leerem Tank 5 Kilometer vor Zuhause am Straßenrand zu stehen, und ob es nicht eine Möglichkeit gibt, eventuell vorher zu tanken. Aber auf der Autobahn gab es keine Raststätte und keine Tankstelle mehr. Nun überlegten wir die Anfahrt zu ändern, dass wir direkt über Rheinhausen erst nach Rumeln fahren. An der Aral Tankstelle angekommen, lästerte ich noch: „Ich weiß gar nicht, warum du dich so anstellst, wir sind doch wunderbar bis hierhin gekommen.“ Nach dem Tanken kam die Erkenntnis , es ging soviel rein; wir sind tatsächlich auf den sprichwörtlich letzten Tropfen angekommen. Bob setzte mich Zuhause ab und wir trafen uns an dem darauf folgenden Tag und haben nochmal die gesamte Fahrt Revue passieren lassen. Es war eine gute Fahrt, der Käfer hat hervorragend durchgehalten. Ich glaube, von uns drei hat der Käfer die Fahrt am besten bestanden.